Gruppe von circa 40 Frauen und Studentinnen in einem Foyer aus der Vogelperspektive.

1. Netzwerktreffen von Infect-Net in Aachen

Von René Lesnik

Zum 22. Mai hatte Infect-Net seine Mitglieder zum ersten Netzwerktreffen nach Aachen eingeladen, um zwei Tage zu beraten, wie sich Infektionsforscherinnen in Deutschland sichtbarer darstellen und sich gegenseitig besser unterstützen können.

Die Wissenschaftlerinnen waren aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. Innerhalb ihres jeweiligen Fachgebiets kennen sich die meistens zwar schon gut, aber nicht unbedingt darüber hinaus. Daher war es uns ein Anliegen, jeder Teilnehmerin die Gelegenheit zu geben ihren Werdegang und ihre Forschungsthemen vorzustellen. Schon dabei sind Gemeinsamkeiten aufgefallen: Extreme Belastungen oder Verzögerungen der Karriere während der Familiengründung durch Geburt und Elternzeit, mangelndes Vertrauen von Kolleginnen und Vorgesetzten aber auch der positive Einfluss von Mentorinnen und Unterstützer*innen.

Aus dem Netzwerk

Unter dieser Rubrik wollen wir Netzwerk-Mitgliedern eine Plattform geben, eigene Initiativen, Projekte und Themen vorzustellen, die ihrer Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdienten.

Clarissa Prazeres da Costa von der TU München hat das Deutsches Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) vorgestellt. Das DNTDs ist eine Initiative, die sich direkt an politische Entscheidungsträger wendet um für mehr Engagement gegen Tropenkrankheiten zu werben, die vor allem die Bewohner ressourcenschwacher Länder des globalen Südens betreffen.

Melanie Brinkmann von der TU Braunschweig präsentierte das DFG-Forschungsprojekt FOR5200 DEEP-DV, das sie 2021 zusammen mit Nicole Fischer vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf ins Leben gerufen hatte. Das Projekt bündelt bundesweit Kompetenzen aus Virologie, Strukturbiologie, Bioinformatik und Imaging zur Erforschung molekularer Mechanismen bei chronischen Virusinfektionen mit Herpes-, Polyoma- und Adenoviren.

Einblicke in die Senatsarbeit der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) lieferte Petra Dersch von der Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Obwohl viele von uns auf Finanzierungen durch die DFG zugreifen, wissen die meisten nicht genau, wie diese Einrichtung arbeitet und organisiert ist. Das Wissen über die Zusammensetzung, Arbeitsweisen und Qualitätsstandards des Senats kann dabei helfen Forschungsanträge erfolgreicher zu platzieren.

Panelgespräch: Karriereweg Infektionsforscherin – zwischen Klinik und Wissenschaft

Den Wissenschaftlerinnen von Infect-Net dreht es sich nicht nur um die gegenseitige Unterstützung, sondern auch darum, Ihre Erfahrungen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Wir haben die ungewöhnliche Dichte an herausragenden Infektionsforscherinnen dazu genutzt, Studentinnen der Fachschaften Medizin und Biologie an der RWTH Aachen University zu einem Panelgespräch einzuladen und die Wissenschaftlerinnen zu fragen, wie sie es geschafft haben, die Arbeit in der Klinik mit Forschung und Privatleben erfolgreich zu verbinden.

Marylyn Martina Addo vom Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Ulrike Protzer von der TU München und Ute Habel von der Uniklinik RWTH Aachen standen den Studierenden Rede und Antwort. Die Moderation übernahm Alexandra Simons aus der Fachschaft Medizin und schlug so eine direkte Brücke zwischen den Wissenschaftlerinnen und den Studierenden.

Grundvoraussetzung sollte der Spaß an der Arbeit sein und allem, was damit zusammenhängt. Das beinhalte allerdings auch, nicht gleich bei der ersten Niederlage aufzugeben. Wer aus der Medizin Einblicke in die Forschung gewinnen möchte, sollte sich früh informieren und schon während des Studiums in andere Bereiche schauen. Man brauche sich keine Sorgen zu machen, wenn man zwar nicht in Regelstudienzeit studiere, aber sich in Projekten, Gremien und Kommissionen engagiert hat. Wenn man sich Sorgen über die Finanzierung mache, kann ein Blick auf die Fördermöglichkeiten von Vorteil sein. Es gibt viele Angebote, die oft nicht genutzt werden. Nicht zuletzt wurde natürlich nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefragt. Die einhellige Meinung dazu im Panel: Augen auf bei der Partnerwahl! Faire Verteilung von Arbeit und Sorgezeit in der Familie, gegenseitige Unterstützung und Teamarbeit mit dem Partner oder der Partnerin sind Grundbausteine für eine erfolgreiche Karriere.

Gastbeiträge

Ganz besonders hat es uns gefreut, dass wir mit Ute Habel und Korinna Hennig hervorragende Gastsprecherinnen gewinnen konnten. Ute Habel sprach über die Konzepte von sozialem und biologischem Geschlecht und darüber inwieweit unser Gehirn und Verhalten von ihnen beeinflusst werden. Wie das daraus resultierende Selbstverständnis der Geschlechter den Gender Gap in den Medien und der Wissenschaftskommunikation begründet hat und weiterhin begünstigt, erklärte uns Korinna Hennig von der Wissenschaftsredaktion NDR Info. Stimmen aus dem Journalismus sind wichtig um uns zu zeigen, was Wissenschaftlerinnen für mehr Sichtbarkeit in den Medien tun können.

Mission Infect-Net

Vera Kozjak-Pavlovic von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg öffnete mit einem Impulsvortrag die Diskussion wie Frauen ihre Netzwerke strategisch besser nutzen können, auch mit Berücksichtigung der männlichen Kollegen. Mit diesen Impulsen ging es in einem World Café an die Gestaltung wichtiger Elemente unseres Netzwerks. Im Einzelnen standen Verstetigung, Mission und Mentoring auf der Tagesordnung. Die gemeinsame Erarbeitung der Struktur, der zentralen Inhalte und der Positionierung von Infect-Net soll es den Mitgliedern erleichtern, sich mit dem Netzwerk zu identifizieren und zur aktiven Mitgestaltung motivieren. Die Ergebnisse aus dem World Café werden wir nutzen um das Mentoring-Programm zu starten, die externe und interne Kommunikation zu verfeinern und die Verbandsgründung in die Wege zu leiten.

Workshop Wissenschaftskommunikation

Im Anschluß haben wir für Interessierte einen Workshop zu den Themen Wissenschaftskommunikation und Public Engagement mit Annette Klinkert von city2science organisiert.

Die eigene Forschungsarbeiten zu kommunizieren ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden und mittlerweile auch Bestandteil von vielen Förderanträgen. Relativ neue Bestreben sind Public Engagement und Open Science, welche darauf abzielen, wissenschaftsexterne Teile der Bevölkerung mehr in den Forschungsprozess miteinzubeziehen. Durch Interaktion und aktives Zuhören treten beide Seiten aus ihrer jeweiligen Bubble heraus und erlauben eine gemeinsame Bewertung von Bedürfnissen und Forschungsinhalten.

Jede Wissenschaftlerin sollte sich jedoch im Klaren darüber sein, welche Inhalte sie mitteilen möchte, für wen diese Inhalte relevant sein könnten und welche Kanäle und Formate der eigenen Persönlichkeit entsprechen. Sind diese Punkte erstmal definiert, steht der eigenen Kreativität nichts mehr im Wege. In interaktiven Workshops hat uns Frau Klinkert Methoden zur Entwicklung eigener Kommunikationsformate und zum effektiven Umgang mit Stakeholdern und Interessengruppen an die Hand gegeben.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmerinnen, die den Weg nach Aachen auf sich genommen haben, um sich gegenseitig und Infect-Net voranzubringen. Einen lieben Dank auch an unsere Gastsprecherinnen Ute Habel und Korinna Hennig, die Ihre wertvollen Einsichten mit uns geteilt haben, und an Frau Klinkert für den tollen Workshop. Einen herzlichen Dank auch an Alexandra Simons für die Moderation des Panels und an die Studierenden für das große Interesse.

Für alle die nicht dabei sein konnten: Wir treffen uns wieder am 16. Und 17. November in Hamburg am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin mit neuen Eindrücken und Themen. Einen Workshop zum Medientraining wird es davor am 15. November geben. Wir freuen uns auf euch.

Etwa 20 Frauen stehen für eine Gruppenaufnahme auf einer Treppe.

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