Die Implementationsforscherin aus Hamburg im Kurzinterview

Dr. Daniela Fusco leitet eine Arbeitsgruppe in der Abteilung für Infektionsepidemiologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Im Infect-Net-Kurzinterview erzählt sie uns mehr darüber, wie ihre internationale Forschungsarbeit die Welt ein bisschen besser macht.

Wie bist Du dahin gekommen, wo Du heute bist?

Daniela Fusco: Ich bin Molekularbiotechnologin mit einem Doktortitel in Virologie und einem Master in Internationaler Gesundheit. Seit 2018 arbeite ich am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, wo ich die Forschungsgruppe Control of Poverty Related and Neglected Tropical Diseases leite. Alle Projekte, die ich führe, werden in enger Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren durchgeführt und zielen darauf ab, nachhaltige Lösungen für die Kontrolle vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTDs) durch Forschung und Initiativen zur Kapazitätsstärkung zu entwickeln. Ich habe in mehr als zehn ressourcenarmen Ländern gearbeitet, von TB-Programmen in ukrainischen Gefängnissen bis hin zu klinischen Studien nach der Ebola-Epidemie in Westafrika.

Was ist Dein Hauptforschungsgebiet?

DF: Mein Hauptforschungsgebiet liegt an der Schnittstelle von Forschung, Umsetzung von Gesundheitsprogrammen und humanitärer Hilfe. Momentan arbeite ich im Bereich Public Health und Implementierungsforschung für „Poverty Related and Neglected Tropical Diseases“ am Bernhard-Nocht-Institut. Wir unterstützen lokale Akteure dabei, Maßnahmen zu implementieren und einzuführen. Unsere verschiedenen Projekte helfen, Ressourcen optimal einzusetzen, indem sie auf größere Skalen ausgeweitet werden. Ziel ist es, mit weniger individuellen Aufwand mehr Menschen zu erreichen.

Vor Ort erfassen wir die Maßnahmen und erhalten Feedback darüber, was gut funktioniert und was nicht. Ohne unsere Arbeit gäbe es in diesem Bereich weder Behandlung noch Diagnosemöglichkeiten. Besonders bei der Diagnostik evaluieren wir, ob das Gesundheitssystem dadurch effizient verbessert und Ressourcen besser eingesetzt werden können. Ein typisches Beispiel ist die HPV-Impfung. Hier untersuchen wir, ob der flächendeckende Einsatz der Impfungen im Vergleich zu den Folgeerkrankungen und anderen präventiven Maßnahmen gerechtfertigt ist.

Und was haben wir alle davon?

DF: Die Erkenntnisse, die wir in den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen gewinnen, werden in Zukunft auch für wohlhabendere Länder relevant sein. Mit dem Klimawandel und den Veränderungen in der Welt können wir unsere Forschungsergebnisse auch im globalen Norden anwenden.

Wie vereinbarst Du das mit Deiner Freizeit?

DF: Da ich vor kurzem Mutter geworden bin, teile ich mir die Hausarbeit mit meinem Mann, der ebenfalls seine Arbeitszeit reduziert hat. Anfangs hatte ich Bedenken, dass es schwierig sein könnte, aber das BNITM hat meine Leidenschaft für die Arbeit erkannt und unterstützt mich nun auf meinem Weg. Da wir keine Eltern haben, die uns unterstützen können, ist es sehr hilfreich, dass ich einen Teil meiner Arbeit von zuhause aus erledigen kann. Freizeit, wie man sie traditionell versteht, habe ich dadurch nicht mehr, aber ich kann Familie und Karriere vereinen, und das ist schon sehr viel wert.


Das Interview führte Univ.-Prof. Dr. Irit Nachtigall, Leitung Translationale Forschung, Lehre und Kooperation bei den Vivantes Kliniken. In der Serie Infect-Views stellen sie und Ursula Rescher einige Expertinnen aus unserem Netzwerk im Kurzinterview vor.