Die medizinische Mikrobiologin aus Jena im Kurzinterview

Prof. Dr. Bettina Löffler leitet das Institut für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Jena. Die engagierte Medizinerin und Mikrobiologin ist unter anderem im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) und von Infect-Net aktiv. In unserem Kurzinterview erzählt sie uns über ihren persönlichen Karriereweg und Superinfektionen.

Wie bist Du dahin gekommen, wo Du heute bist?

Bettina Löffler: Ich habe mein Medizinstudium mit einer richtig aufwendigen Doktorarbeit in Innerer Medizin/Immunologie und Nephrologie abgeschlossen. Ursprünglich plante ich, Internistin zu werden. Während meiner Zeit als Assistenzärztin in der Klinik wurde mir jedoch bewusst, dass der Umgang mit schwerkranken Patienten eine enorme mentale Belastung darstellt. Gleichzeitig arbeitete ich im Labor, was eine sehr anspruchsvolle Zeit war. Nach einem Forschungsaufenthalt in den Niederlanden entschied ich mich dann für die Medizinische Mikrobiologie. Dies ermöglichte es mir, meine Forschung mit der Diagnostik besser zu vereinbaren, und ich absolvierte meine Facharztausbildung in Medizinischer Mikrobiologie/Virologie und Epidemiologie.

Was ist Dein Hauptforschungsgebiet?

BL: Mein Hauptaugenmerk liegt auf pulmonären Infektionen. Zu den Staphylokokken kamen Ko-Infektionen mit Influenza-Viren dazu, weil eine bakterielle Superinfektion bei Virusinfektionen der Lunge eine gefürchtete Komplikation ist. Durch die Pandemie hat sich dieses Gebiet um SARS-CoV-2 erweitert. Ein weiteres wichtiges Thema sind persistierende bakterielle Infektionen im Knochen, insbesondere bei implantiertem Prothesenmaterial, deren Therapie äußerst schwierig ist.

Und was haben wir alle davon?

BL: Als Medizinerin sehe ich aus nächster Nähe die Probleme und Lücken in den Behandlungsstrategien. Durch das Verständnis der Faktoren, die Atemwegsinfektionen beeinflussen, können Therapiestrategien verbessert werden. Auch bei Knocheninfektionen spielen wir eine wichtige Rolle, indem wir für Prothesen und Implantate neue Materialien mit antibakteriellen Eigenschaften testen.

Wie vereinbarst Du das mit Deiner Freizeit?

BL: Ehrlich gesagt habe ich kaum Freizeit. Beruf und Familie beanspruchen den Großteil meiner Zeit. Früher habe ich abends oft noch viel für die Arbeit getan. Ohne Kinder wäre ich vielleicht wieder in die Innere Medizin gegangen. Mit besserer Kinderbetreuung und Hortbetreuung könnten mehr Frauen in der Forschung unterstützt werden, da ist noch viel Förderungspotential. Aktuell umfassen meine Aufgaben die Institutsleitung, die Lehre für die vielen Medizinstudenten und die Betreuung von Forschungsgruppen.


Das Interview führte Prof. Dr. Ursula Rescher von der Universität Münster. In der Serie Infect-Views stellen sie und Prof. Dr. Irit Nachtigall einige Expertinnen aus unserem Netzwerk im Kurzinterview vor.