
Tuberkulose – Eine jahrtausendealte Infektionskrankheit
Tuberkulose ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis verursacht wird. Sie gehört weltweit zu den bedeutendsten Infektionskrankheiten und zählt gemeinsam mit HIV und Malaria zu den „großen Drei“ in Bezug auf Verbreitung und Todesfälle. Im Jahr 2023 meldete die WHO 10,8 Millionen Tuberkulosefälle und 1,25 Millionen Todesfälle. Erst während der COVID-19-Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022 lagen die Todeszahlen durch SARS-CoV-2 vorübergehend höher.
Die Krankheit ist auf allen Kontinenten präsent, wobei etwa 80 % der Todesfälle in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, insbesondere in Südostasien und Afrika, registriert werden. Auch in Deutschland treten jährlich rund 4.500 Fälle auf. Ein wachsendes Problem stellt die Zunahme multiresistenter Tuberkuloseformen dar, die als globale Gesundheitskrise und Sicherheitsbedrohung gelten. Ohne adäquate Behandlung endet eine Infektion in etwa 70 % der Fälle tödlich, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen.
Doch Tuberkulose ist keineswegs eine neue Herausforderung, sie begleitet die Menschheit seit mindestens 150.000 Jahren. Spuren der Krankheit wurden in ägyptischen und peruanischen Mumien gefunden. Schon die alten Griechen beschrieben ihre Symptome, und im Mittelalter wurde sie in England und Frankreich als „King’s Evil“ bezeichnet. Damals glaubte man, die Berührung eines Königs könne Heilung bringen, ein Irrtum, der auf das fehlende Wissen über die Ansteckung zurückzuführen war.
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verbreitete sich Tuberkulose rasant. Überfüllte Wohnräume, schlechte Belüftung, mangelnde Hygiene, hohe Arbeitsbelastung und Unterernährung schufen ideale Bedingungen für ihre Ausbreitung. Da viele Erkrankte infolge des fortschreitenden Krankheitsverlaufs eine auffallend blasse Haut bekamen, wurde Tuberkulose auch als „weiße Plage“ bezeichnet. Lange Zeit blieb unklar, ob es sich um eine Tumorerkrankung, eine vererbbare Störung oder eine Infektionskrankheit handelte. Erst 1882 gelang Robert Koch der entscheidende Durchbruch: Er isolierte und färbte das Tuberkulose-Bakterium, ein Meilenstein, der den Grundstein für moderne Bekämpfungsstrategien legte.
Infektion vs. Erkrankung
Die Krankheit wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, wenn tuberkulosekranke Personen beim Husten Bakterien in die Luft abgeben. Wie bei vielen Infektionskrankheiten muss man zwischen einer Infektion mit dem Tuberkulose-Bakterium und der tatsächlichen Erkrankung unterscheiden. Schätzungen zufolge ist etwa ein Viertel der Weltbevölkerung mit dem Erreger infiziert. Doch nur Personen, die tatsächlich an Tuberkulose erkranken, können andere anstecken.
Ob eine infizierte Person tatsächlich erkrankt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, beispielsweise durch HIV, Unterernährung, Diabetes, Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum.
Symptome
Etwa 5 bis 10 % der Infizierten entwickeln im Laufe ihres Lebens eine aktive Tuberkulose. Besonders bei Kindern verläuft die Krankheit oft anfangs ohne Symptome oder zeigt unspezifische Anzeichen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, leichtes Fieber oder Beschwerden, die an eine Erkältung erinnern.
In etwa 70 % der Fälle betrifft Tuberkulose die Lunge (Lungentuberkulose). Typische Symptome sind anhaltender Husten (gelegentlich mit blutigem Auswurf), Brustschmerzen, Atemnot, Nachtschweiß und leichtes Fieber. In fortgeschrittenen Fällen kommt es zu starkem Gewichtsverlust und ausgeprägter Abgeschlagenheit.
Die Krankheit kann jedoch auch andere Organe befallen (extrapulmonale Tuberkulose). In diesen Fällen äußert sie sich je nach betroffener Region unterschiedlich.
Diagnose
Die Diagnose von Tuberkulose erfolgt in der Regel durch Haut- oder Bluttests sowie bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen der Lunge. Entscheidend für eine schnelle und gezielte Therapie ist jedoch die bakteriologische Bestätigung, insbesondere im Hinblick auf Antibiotikaresistenzen.
Während in Industrieländern der Großteil der Tuberkulosefälle durch bakterielle Tests bestätigt wird, ist dies in vielen Entwicklungsländern oft nicht möglich. Besonders in Südostasien, der am stärksten betroffenen Region, sind Gesundheitssysteme häufig auf schnelle diagnostische Verfahren angewiesen, die jedoch keine bakterielle Bestätigung liefern, sondern sich nur auf klinische Kriterien stützen. Dies führt dazu, dass viele Fälle nicht zweifelsfrei bestätigt werden können. Dies repräsentiert bereits ein großes Hindernis für eine präzise Diagnose und effektive Behandlung.
Trotz Fortschritten in der Diagnostik sind die verfügbaren schnellen molekularen Tests in vielen Regionen noch nicht flächendeckend im Einsatz. Während in Industrieländern im Jahr 2023 rund 86 % der Diagnosen bakterielle Bestätigung erhielten, lag dieser Wert in Südostasien nur bei 39 %.
Behandlung und Impfung
Die Behandlung hängt davon ab, ob die Bakterien empfindlich auf Antibiotika reagieren oder resistent sind. Bei empfindlichen Erregern dauert die Therapie in der Regel etwa sechs Monate und umfasst die Wirkstoffe Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid. Bei resistenten Erregern kann die Behandlung, abhängig von der Art der Resistenz, bis zu 18 Monate dauern.

Zum Schutz vor Tuberkulose gibt es die Bacille-Calmette-Guérin-(BCG)-Impfung. Sie dient vor allem dazu, schwere Krankheitsverläufe bei Kindern zu verhindern. Eine Impfung, die Erwachsene zuverlässig vor einer Tuberkulose-Infektion schützt, steht derzeit nicht zur Verfügung.
Die Ermittler im Kampf gegen Tuberkulose
Tuberkulose ist seit Jahrhunderten ein gefährlicher „Verbrecher“ unter den Infektionskrankheiten und fordert weltweit Millionen Opfer. Doch sie bleibt nicht unbehelligt: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Bioinformatikerin Dr. ir. Margo Diricks vom Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum agieren als Ermittler, um ihr das Handwerk zu legen:
Weitere Infect-Net-Expertinnen für TB sind übrigens
Prof. Dr. Katharina Kranzer leitet das Tuberkulosezentrum an der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) und forscht an der Schnittstelle von Tuberkulose, HIV und anderen Infektionskrankheiten. Sie arbeitet an internationalen klinischen Richtlinien und leitet die Health Research Unit Zimbabwe (THRU-Zim), das sich mit Tuberkulose und weiteren gesundheitlichen Herausforderungen in Simbabwe beschäftigt.
Prof. Dr. Pia Hartmann leitet das Department Klinische Infektiologie am Cellitinnen-Krankenhaus St. Vinzenz in Köln-Nippes, wo sie sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention von Infektionskrankheiten, einschließlich Tuberkulose, beschäftigt. Ihr Team führt infektiologische Konsile durch und stellt Isolationsbetten für die stationäre Behandlung von Patienten mit hochansteckenden Infektionen zur Verfügung.
Quellen
- R. Mahlberg and P. Weber, “Tuberkulose,” in Multiresistente Erreger: Diagnostik Epidemiologie - Therapie, S. Schulz-Stübner, M. Dettenkofer, F. Mattner, A. Dawson, and R. Mahlberg, Eds., Berlin, Heidelberg: Springer, 2023, pp. 219–249. doi: 10.1007/978-3-662-65708-9_8.
- “Tuberkulose.” Accessed: Mar. 23, 2025. [Online]. Available: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Tuberkulose.html
- I. Barberis, N. L. Bragazzi, L. Galluzzo, and M. Martini, “The history of tuberculosis: from the first historical records to the isolation of Koch’s bacillus,” J. Prev. Med. Hyg., vol. 58, no. 1, pp. E9–E12, Mar. 2017.
- Global Tuberculosis Report 2024, 1st ed. Geneva: World Health Organization, 2024.
Ailín Österlein-Kück | Öffentlichkeitsarbeit Infect-Net
René Lesnik | Koordination Infect-Net