Die Zellbiologin aus Münster im Kurzinterview
Prof. Dr. Ursula Rescher leitet die Arbeitsgruppe Zelluläre Biochemie am Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Wie sie dazu gekommen ist und was sie dort mit ihrem Team erforscht, erzählt sie uns im Infect-Net-Kurzinterview.
Wie bist Du dahin gekommen, wo Du heute bist?
Ursula Rescher: Mein Weg war nicht geradlinig. Ich habe meine Diplomarbeit und dann meine Promotion in der Abteilung „Molekularbiologie der Pflanzen“ gemacht, das gehörte in Bonn zur Botanik. Zu der Zeit war die Diskussion um genetisch veränderte Produkte sehr groß, so dass schnell klar war, dass der Weg hier nicht weit geht.
Mein Hauptinteresse war ohnehin ein ganz anderes. Mir ging es eher um die Zellsteuerung und deren spezielle Signalwege: Welches sind die grundlegenden Mechanismen, die die Zellen dazu bringen, auf eine bestimmte Weise zu reagieren?
Daraus hat sich dann mein Hauptforschungsgebiet entwickelt, in dem ich herausfinden möchte, wie man sich diese Mechanismen zunutze machen kann.
Was ist Dein Hauptforschungsgebiet?
UR: Die Reaktion von Wirtszellen im Wechselspiel mit Pathogenen. Besonders interessiere ich mich für die frühe Phase der Infektion, also den Eintritt von Viren und Bakterien in die Zellen, und insbesondere wie sie dabei mit zellulären Membranen interagieren.
Und was haben wir alle davon?
UR: Diese Forschung kann man sehr gut translational nutzen. Wir haben bereits gezeigt, dass wir das Eindringen von Influenza- und SARS-CoV-2-Viren in die Zelle erschweren können, auch unter Verwendung bereits bekannter Medikamente. Stichwort: Drug repurposing.
Wir konnten dies auch für Ebola zeigen, in Zusammenarbeit mit dem RKI und der Gruppe von Susann Kummer.
Aus diesen Untersuchungen haben sich tolle weitere Initiativen entwickelt, die auch zur Aufnahme ins Projekt Westfälische Erfinderinnen des BMBF geführt haben. Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut.
Wie vereinbarst Du das mit Deiner Freizeit?
UR: Ich habe zwei Kinder, und es hat gut funktioniert, weil mein Mann selbständig ist und die Tagestermine übernommen hat. Obwohl Kinder zu meiner Zeit die Karriere etwas ausgebremst haben und ich viele Einschränkungen in Kauf nehmen musste, wie zum Beispiel bei Auslandsaufenthalten, würde ich heute nichts anders machen.
Eine Herausforderung für mich waren jedoch zwei Krankheitsphasen, die mich deutlich zurückgeworfen haben. Solche unvorhergesehenen Lebensereignisse sind für Wissenschaftler:innen mit Zeitverträgen ein echter Killer.
Das Interview führte Univ.-Prof. Dr. Irit Nachtigall, Leitung Translationale Forschung, Lehre und Kooperation bei den Vivantes Kliniken. In der Serie Infect-Views stellen sie und Ursula Rescher einige Expertinnen aus unserem Netzwerk im Kurzinterview vor.
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