Die klinische Infektiologin aus Rheine im Kurzinterview
Dr. Jana Schroeder ist Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie im Stiftung Mathias-Spital in Rheine. Im Infect-Net-Kurzinterview erzählt sie uns über ihren Karriereweg und was sie heute mit ihrem Beruf bewirken kann.
Wie bist Du dahin gekommen, wo Du heute bist?
Jana Schroeder: Nach meinem Medizinstudium begann ich meine Karriere zunächst in der Anästhesiologie und operativen Intensivmedizin an der Universität Münster. Da mindestens ein Jahr klinische Erfahrung für den Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie gemäß der Weiterbildungsordnung vorgeschrieben sind, entschied ich mich, diese Zeit dort zu verbringen, davon abgesehen war mir zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht klar, wo es weiter hingehen sollte und Anästhesie ist immer ein guter Startpunkt! Danach folgte der Wechsel ins Labor Münster, einem der größten Privatlabore in Deutschland, das zur Limbachgruppe gehört. Dort verbrachte ich 10 Jahre, von der Assistenzärztin über die Fachärztin bis zur stellvertretenden ärztlichen Laborleitung. Die Mikrobiologie ist im Labor Münster eng mit der Krankenhaushygiene verbunden und wird häufig in Personalunion abgedeckt. Während meiner Zeit im Labor koordinierten wir die Antibiotic-Stewardship (ABS)-Teams und die Krankenhaushygienen von bis zu 50 Krankenhäusern, was mich zu verschiedenen Standorten führte und mir Einblicke in unterschiedliche Organisationsstrukturen ermöglichte.
Durch diese Kontakte ergab sich die Möglichkeit, die Position der Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der Stiftung Mathias-Spital zu übernehmen. Die Stiftung Mathias-Spital ist ein Krankenhausverbund vergleichbar mit einer typischen Uniklinik, zu der allerdings auch Altenhilfeeinrichtungen und Medizinische Versorgungszentren gehören. In meiner aktuellen Rolle bin ich mit meinem Team für alle Strukturen im Bereich Infektionsprävention, Diagnostik und Therapie verantwortlich.
Was ist Dein Hauptforschungsgebiet?
JS: In einem nicht-universitären Krankenhaus wird üblicherweise wenig geforscht und so ist das auch bei mir. Das soll aber nicht so bleiben, denn ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch in unserem Fachgebiet Versorgungsforschung benötigen, insbesondere im Hinblick auf Multiresistenz und die Genderforschung. Auch die unterschiedlichen Haltungen zur Prävention interessieren mich sehr.
Und was haben wir alle davon?
JS: Mein Beruf trägt dazu bei, die Welt zu verbessern, indem er die Patientensicherheit in all ihren Facetten stärkt und gewährleistet. Während der Pandemie habe ich mich zusätzlich auch noch intensiv mit seriöser Wissenschaftskommunikation beschäftigt und habe in verschiedenen Medien umfassend über Impfungen, Viren und Covid informiert.
Im Alltag tragen mein Team und ich konkret dazu bei strukturierte und gezielte Maßnahmen zur Infektionsprävention, -diagnostik und -therapie zu koordinieren und implementieren, um die Gesundheit unserer Patient:innen vor Ort und in der Region schützen. Dazu haben wir auch einen ambulanten Antibiotikaleitfaden für unsere Region mitentwickelt, um jeden Arzt und jede Ärztin vor Ort und in der Region zu befähigen, die richtige individuelle Antibiotikatherapie in der angemessenen Dosierung anzubieten.
Wie vereinbarst Du das mit Deiner Freizeit?
JS: Ich habe diese Stelle angetreten, als mein zweites Kind gerade ein Jahr alt war. In den ersten Jahren auf dieser Position und insbesondere während der Pandemie hatte ich beruflich unheimlich viel zu tun. Dank der Unterstützung meines Mannes, der selbst in einer sehr anspruchsvollen Position tätig ist, sowie der Großeltern, Hausangestellten und Au-pairs haben wir den Alltag gut bewältigen können. Mittlerweile sind viele Themen etabliert oder abgeschlossen. Durch meine Tätigkeit in mehreren Krankenhäusern und Altenhilfe-Einrichtungen kann ich meine Zeit flexibel einteilen, und gelegentlich ist auch Homeoffice möglich, das hilft bei der Organisation der Familie natürlich sehr!
Das Interview führte Univ.-Prof. Dr. Irit Nachtigall, Leitung Translationale Forschung, Lehre und Kooperation bei den Vivantes Kliniken. In der Serie Infect-Views stellen sie und Prof. Dr. Ursula Rescher einige Expertinnen aus unserem Netzwerk im Kurzinterview vor.
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