Warum brauchen wir ein Frauennetzwerk in der deutschen Infektionsforschung?
Obwohl es eine Vielzahl von Virologinnen, Mikrobiologinnen und Infektionsforscherinnen gibt, die Führungspositionen in den deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten innehaben, sind diese in der Öffentlichkeit meist wenig sichtbar. Die fehlende Wahrnehmung von Frauen als Wissenschaftsexpertinnen wurde insbesondere während der ersten Phase der COVID19-Pandemie deutlich – es waren vor allem männliche Virologen, die in den Medien auftraten und sich als Berater der Politik positionierten.
Wer steht hinter Infect-Net?
Infect-Net wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Innovative Frauen im Fokus“ unterstützt. Die dreijährige Förderung durch das BMBF dient dem Aufbau eines Netzwerkes für Infektionsforscherinnen in Deutschland. Verantwortlich für das Projekt Infect-Net ist RWTH-Professorin Gabriele Pradel, Abteilung für Zelluläre und Angewandte Infektionsbiologie am Institut für Biologie 2. Zum Gründungsteam und zum jetzigen Vorstand gehören ihre Kolleginnen Melanie Brinkmann an der TU Braunschweig, Iris Bruchhaus am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, Sandra Ciesek am Universitätsklinikum Frankfurt, Petra Dersch an der Universität Münster, Antje Flieger am Robert Koch-Institut in Wernigerode, Bettina Löffler am Universitätsklinikum Jena, Clarissa Prazeres da Costa an der TU München, Ulrike Protzer ebenfalls an der TU München und Beate Sodeik an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Insgesamt haben sich bis August 2023 bereits über 65 Infektionsforscherinnen Infect-Net angeschlossen.
Was will Infect-Net erreichen?
Die Wissenschaftlerinnen von Infect-Net bilden ein nationales Netzwerk, das durch die Gründung eines Verbandes verstetigt wird. Ziel ist eine erhöhte Sichtbarkeit von Infektionsforscherinnen und damit eine stärkere Position als Expertinnen in einer geschlechtergerechteren Wissenschaftskommunikation. Infect-Net sucht insbesondere den Dialog mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in den Bereichen der proaktiven Infektionsaufklärung.
Wie will Infect-Net seine Ziele erreichen?
Die Maßnahmen umfassen Öffentlichkeitsarbeit, den Aufbau einer Expertinnen-Datenbank, Netzwerktreffen, Workshops, Vortragsreihen und Mentoring-Programme. Zusätzlich soll eine „Forum Infection“-Kommunikationsplattform etabliert werden, die der Bewertung aktueller Infektionsgeschehen durch Vertretungen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft dient. Infect-Net will zudem geeignete Vorbilder für Nachwuchswissenschaftlerinnen aufzeigen und damit ihre Karrierewege fördern.
Wen repräsentiert Infect-Net?
Zur Zielgruppe der Verbandsgründung gehören Wissenschaftlerinnen, die an deutschen Hochschulen oder öffentlichen Forschungsinstitutionen tätig sind und das Forschungsfeld der Infektionskrankheiten des Menschen vertreten. Sie kommen aus den Bereichen der medizinischen Mikrobiologie, der Infektiologie und der Epidemiologie und stellen vorrangig Virologinnen, Bakteriologinnen, Parasitologinnen und Immunologinnen dar.